Stromschlag am Wasserhahn

Es gibt 47 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Gonger96.

    Stromschlag am Wasserhahn

    Ich bin hier temporär in einer Wohnung untergebracht. Gestern Abend beim Kochen habe ich den Wasserhahn aufgedreht, um eine Hand zu waschen (der Wasserhahn hat Knäufe aus Kunststoff). Dabei habe ich mich mit der anderen Hand auf der Theke aus Edelstahl abgestützt, in die auch der Herd integriert ist. Der Herd ist einer von der alten Sorte und hat große Metallplatten. Er war zu dem Zeitpunkt eingeschaltet.
    In dem Moment, in dem ich mit der einen Hand den Waserstrahl berührt habe, habe ich einen Stromschlag gespürt. Es war definitiv keine statische Entladung wie man sie vom Feuerzeug kennt. Es hat sich mehr wie ein gleichmäßiges (und sehr schmerzhaftes) Kribbeln angefühlt, das über einen längeren Zeitraum (ich rede von ein paar 100 Millisekunden) angedauert hat, bis ich die Hand vor Schreck wieder zurückgezogen hat. Aber es war definitiv nicht so stark, wie wenn man direkt an der Leitung hängt (hab da leider schon genug Erfahrung gesammelt :whistling: ), was aber daran liegen könnte, dass es über ein paar Zentimeter Wasserstrahl drüber ging.
    Ich dachte zuerst, dass es der Herd sein könnte. Es hat zu dem Zeitpunkt aber stark geregnet und Blitze waren auch nicht gerade Mangelware. Ich meine, mich erinnern zu können, dass mir das schon mal vor einigen Jahren wo anders passiert ist. Auch während eines Gewitters.

    Nächste Woche nehme ich mein Multimeter mit, um mal ein bisschen nachzumessen. Ich glaube, wir haben noch ein Isolationsmessgerät in der Werkstatt, mit dem ich den Herd prüfen könnte. Aber da muss ich erst mal schauen.

    Hat bis da hin jemand eine Idee, was das gewesen sein könnte? Wenn es der Herd war: Warum hat der FI nicht reagiert? Die Wohnung scheint zwar alt zu sein, aber sie sollte definitiv einen FI-Schutzschalter haben (wills aber nicht unbedingt testen).
    "Luckily luh... luckily it wasn't poi-"
    -- Brady in Wonderland, 23. Februar 2015, 1:56
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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Niko Ortner“ ()

    Ist denn da überhaupt ein FI vorhanden? Das ist in älteren Installationen nicht zwangsweise der Fall.
    Wenn JA, wie hoch ist der Fehler-Auslösestrom eingestellt?
    Funktioniert der FI überhaupt grundsätzlich?
    Auf jeden Fall: LEBENSGEFAHR !!!!
    Ich habe gerade den Sicherungskasten für das Zimmer gefunden.
    Es gibt 3 Sicherungen
    1. 20 Ampere. Die sichert den Herd. Es kann sein, dass nochwas dran hängt, aber da nur eine Leitung angeschlossen ist, nehme ich an, dass es nur der Herd ist.
    2. 10 Ampere. Die ist für den Schlaf- und Arbeitsbereich. Das Licht und die Steckdosen (Fernseher, etc) in dem Raum hängen da dran.
    3. 10 Ampere. Die sichert den Vorraum, die Küche und das Bad.
    Alle drei einphasig.
    FI ist keiner dabei. Könnte aber sein, dass wo anders noch einer dazwischen hängt (ich denke nämlich, dass da irgendwo noch ein gemeinsamer Kasten mit Stromzähler und so sein wird).
    Und wie man sieht, ist die Beschriftung nicht mehr zu gebrauchen. Die Sicherungen sind zwar auf der Kunststoffabdeckung mit 1 bis 3 beschriftet (von links nach rechts), aber mit Zahlen alleine kann ich nicht viel anfangen.
    Bilder
    • P1010015 - Kopie.JPG

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    -- Brady in Wonderland, 23. Februar 2015, 1:56
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    Vielleicht war's ja auch umgekehrt ;)
    Das Gehäuse des Herdes liegt über den Schutzleiter auf Erde.
    Und die Spannung kam über die Wasserleitung.
    Vielleicht hat dein Boiler einen Schuss?

    Oder es gab irgendwo durch das Gewitter so große Potentialunterschiede, dass zwischen den beiden "geerdeten" Leitungen (Wasser und Schutzleiter) eine Spannung anlag.
    Habt Ihr Kunstoffwasserleitungen oder Kupfer?
    --
    If Not Program.isWorking Then Code.Debug Else Code.DoNotTouch
    --
    @petaod
    Ich habe leider nirgends eine freigelegte Wasserleitung gefunden, an der man das beurteilen könnte. Den Boiler habe ich bei einem Rundgang nicht gefunden (dürfte ein abgesperrter Raum sein), aber sogar wenn: Ich hätte da wahrscheinlich auch nichts feststellen können.

    Bezüglich Sicherungen:
    Ich hab den Sicherungskasten des Hauses gefunden, aber da sind auch nur Leitungsschutzschalter und ein paar andere Dinge drin.

    Im Schrank daneben sind noch Stromzähler und einige Schmelzsicherungen.
    FI hab ich keinen gefunden.
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    -- Brady in Wonderland, 23. Februar 2015, 1:56
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    Jörg schrieb:

    Ich sehe da keinen PE ( Schutzleiter )
    Ich auch nicht.
    Aber das muss bei diesen Bildern nichts heißen.
    Beim ersten sieht man eh keine Verkabelung.
    Und der zweite sieht eher aus, als ob da nur das Treppenhauslicht gesteuert wird.
    Ausserdem wäre der PE im nicht sichtbaren Bereich oben an der Schiene angeschlossen.
    Vom optischen Alter her würde ich schon darauf tippen, dass hier durchgehend mit PE gearbeitet wurde.

    Aber FI ist (zumindest in den beiden gezeigten Kästen) wirklich keiner verbaut.
    --
    If Not Program.isWorking Then Code.Debug Else Code.DoNotTouch
    --
    Ein Statusupdate: Die Lage ist noch viel schlimmer, als ursprünglich angenommen.

    Ich habe nachgemessen. Ist der Herd ausgeschaltet, liegt zwischen Theke und Wasserhahn 11 V (Wechselspannung) an. (Der Wasserhahn ist übrigens geerdet. Die Spannungen liegen auch zwischen Theke und "Schutzleiter" der Steckdose daneben an, aber siehe dazu weiter unten.) Schalte ich den Herd ein, sind es 130 V. Wenn ich die Sicherung vom Herd ausschalte, ist die Spannung auf 0.
    Bei eingeschaltetem Herd misst das Multimeter übrigens 6 bis 7 mA von der Theke zum Wasserhahn.


    Aber das ist noch nicht alles!
    Ich habe mal die Steckdosen nachgemessen und bin draufgekommen, dass bei manchen keine Spannung zwischen einem "Loch" und dem Schutzleiterkontakt anliegt (was aber eigentlich der Fall sein muss, denn zwischen Phase und Schutzleiter muss 230 V anliegen).
    Bei der ersten hats mich ja noch nicht gewundert. Die ist schon nur so halb in der Wand gehängt und ich konnte die rausziehen, ohne eine Schraube zu lösen:

    Da hat jemand einfach ein 2-poliges Kabel ohne Schutzleiter genommen. Klar, dass da nichts mit Schutzleiter ist. Mal abgesehen davon, dass mir die Steckdose beim Rausziehen zerbröselt ist.

    Dann hab ich Spaßeshalber mal die Steckdose aufgemacht, die sich direkt darüber befindet. Bei liegt die Spannung zwischen Phase und Schutzleiter nämlich an. Und da hab ich mir dann gedacht ich seh nich recht:

    Da ist der Schutzleiteranschluss direkt mit dem Neutralleiter verbunden! WTF? Ich kann die Nachttischlampe an Phase und Schutzleiter anhängen und sie leuchtet.
    Das ist auch bei allen anderen Steckdosen so. Bei einer hängt noch ein Schutzleiter mit drauf:

    Aber was der jetzt noch bringen soll weiß ich auch nicht.

    Mein Vater meint zwar, dass es früher üblich war, nur Phase und Neutralleiter zu verlegen, weil die Geräte früher auch keinen Schutzleiteranschluss hatten, aber heute kann das nicht mehr legal sein. Und sogar wenn man keinen Schutzleiter hat, ein FI-Schutzschalter würde trotzdem funktionieren. Der schaltet dann zwar erst dann aus, wenn man was unter Strom stehendes berührt und einen Fehlerstrom ableitet, aber das ist immer noch besser, als gar nicht.

    *gnarf*
    Bin ich froh, wenn ich hier weg bin.


    Ich wollte erst eine E-Mail an das Unternehmen schreiben, das die Wohnung hier verwaltet, aber ich habe gesehen, dass die direkt um die Ecke das Büro haben, also schau ich da mal persönlich vorbei.
    Gibts irgendwas, was ich noch fragen könnte?

    Edit: Ich hab jetzt nochmal gemessen. Warum auch immer das jetzt so ist: Die Spannung bei eingeschaltetem Herd ist zurückgegangen auf 40 V (und ca. 1 mA).
    "Luckily luh... luckily it wasn't poi-"
    -- Brady in Wonderland, 23. Februar 2015, 1:56
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    Niko Ortner schrieb:

    Da ist der Schutzleiteranschluss direkt mit dem Neutralleiter verbunden! WTF?
    So ungewöhnlich ist das nicht.
    Man nennt das "klassische Nullung".
    Zumindest in Westdeutschland war das bis 1973 sogar gang und gäbe, und auch zulässig.
    de.wikipedia.org/wiki/PEN-Leiter
    de.wikipedia.org/wiki/TN-System#TN-C-System


    Heutzutage ist bei Neuinstallationen das Brücken innerhalb der Steckdose nicht mehr erlaubt.
    Von der Funktionsweise her ist aber auf beiden dasselbe Potenzial.
    --
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    --

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „petaod“ ()

    Jo. Da liegt bei euch wohl alles im Tnc-System. Deswegen auch kein RCD, weil der hier Garnichts bringt. Heutzutage wird bis zum Hausanschlusskasten mit TNC und ab da PE und N aufgeteilt. Wenn dein Herd jetzt nen schleichenden Körperschluss hat löst halt auch Nichts aus.
    Habe mal ein Praktikum bei nem Elektriker gemacht...da hab ich solche Dinge auch gesehen...und an ner Lampe die selbe Erfahrung wie du gemacht...fühlt sich wirklich komisch an...und man sollte im Zuge dessen sämtliche Steckdosen/Erdungen etc überprüfen und die Erdung nach heutigem Standard anschließen...kann sonst böse enden (insbesondere für Personen mit beispielsweise Herzfehlern)

    Runshak schrieb:

    sämtliche Steckdosen/Erdungen etc überprüfen
    Einverstanden.

    Runshak schrieb:

    die Erdung nach heutigem Standard anschließen
    Heisst in diesem Fall sämtliche Kabel im ganzen Haus erneuern.
    Das kommt einer Kernsanierung gleich.
    Es gibt schon Gründe, weshalb für ältere Installationen Bestandsschutz gilt.

    Ich würde das von einem Elektriker überprüfen lassen.
    Und zwar mit einem, der Altbauerfahrung vorweisen kann.

    Aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist es eh nicht deine Wohnung, sondern sie ist nur angemietet.
    Also: Hausbesitzer in Verantwortung nehmen.
    --
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    --
    Ich habe mich damals in einem BGJ mit Elektrotechnik auseinandergesetzt.
    Dort habe ich auch mal von einer Frau gehört, die beim Baden am Wasserhahn aufgrund eines Körperschlusses einen Stromschlag erlitten hat und daran, soweit ich mich erinnern kann, gestorben ist.
    Bedeutet, du solltest da nicht lange fackeln (das Wort passt gerade echt gut. xD) und sofort den Vermieter darüber in Kenntnis setzen, damit er mal einen Elektriker schickt.
    So etwas kann lebensgefährlich sein, auch wenn du wohl schon mal einen Stromschlag überlebt hast.
    Die Auswirkungen von Strom auf den menschlichen Organismus sind manchmal garnicht abzusehen.
    Selbst ein kleiner Schlag kann schon, wenn auch leichte, Schäden verursacht haben. Deswegen auf jeden Fall auch mal einen Termin beim Hausarzt vereinbaren.

    DosiSoft schrieb:

    ie Auswirkungen von Strom auf den menschlichen Organismus sind manchmal garnicht abzusehen.

    Sind eigentlich bekannt. Max. Berührungsspannung liegt bei 50V AC und 120V DC. (Hälfte für Tiere). Schon 50mA können tötlich sein. Da brauchts also nicht viel.
    @Nitro-X
    Auf der Kunststoffabdeckung vom Sicherungskasten im Zimmer steht "BBC", aber in wie fern das relevant ist, weiß ich nicht.

    @petaod
    (Post #13)
    Hat mir mein Vater auch erklärt.
    Es mag zwar das gleiche Potenzial dran sein (sonst wär's ja auch ein bisschen extrem, wenn man an den freiliegenden Kontakten 230 V hätte), aber trotzdem fehlt ein Schutzleiter... die Schutzfunktion ist nicht da.

    @Gonger96
    Ich bin mir zu 97.8% sicher, dass ein FI-Schutzschalter trotzdem was bringt. Wie schon gesagt, schaltet der nicht von selbst aus, wenn ein Gehäuse unter Spannung steht (weil der Schutzleiter fehlt, der den Fehlerstrom abführen könnte), aber er schaltet aus, wenn jemand das Gehäuse anfasst und dadurch sozusagen die Funktion des Schutzleiters übernimmt. Und wenn man Gummistiefel an hat (oder aus einem anderen Grund vom Erdpotenzial isoliert ist), dann fließt sowieso kein Strom und es wäre theoretisch egal, dass das Gehäuse unter Spannung steht.

    @Runshak
    überprüfen
    thecodinglove.com/post/120028237679/
    Aber ja, es wäre wünschenswert, wenn da überall Schutzleiter nachgezogen werden würden. Aber das ist wahrscheinlich utopisch, denn das würde kosten (hat petaod auch angemerkt). Ich wäre ja schon froh, wenn einfach ein FI-Schutzschalter nachgerüstet werden würde.

    @petaod
    (Post #16)
    So ein Elektriker ist mir leider nicht bekannt (ich kenne mich in Innsbruck generell nicht aus :P ). Aber beurteilen, dass die Verkabelung (neben den offensichtilchen, elektrischen Problemen) suboptimal ist (da stecken zig Adern unter einer Schraube, die Steckdosen zerbröseln, im Bad hängen zwei lose Kabel mit einer Lampe herum), kann ich auch selbst.
    Und ja, das hast Du richtig verstanden.

    @DosiSoft
    Ha, "schon mal einen" Stromschlag :D



    Bezüglich Vermiter kontaktieren:
    Hab leider zu spät gemerkt, dass die Nachmittags nicht geöffnet haben. Ich schreib also doch eine E-Mail.
    Also nochmal: Gibts irgendwas, was ich noch fragen könnte?
    "Luckily luh... luckily it wasn't poi-"
    -- Brady in Wonderland, 23. Februar 2015, 1:56
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